„24 hours of freedom: eine Anspielung auf die Absurdität – zumindest für uns Bergsteiger hoch oben in den Bergen – der Corona-Einreisebestimmungen nach Tirol, vor dem Hintergrund, dass unsere Route erheblich länger dauerte als geplant. Wir hatten mit Neuschnee, immensen Spindrifts, extremer Kälte mit leicht erfrorenen Fingern und 3 Seillängen unterhalb des Gipfels mit einbrechender Dunkelheit zu kämpfen. Nach unserem Start um 4.00 Uhr morgens waren wir ca. 24 Stunden später wieder am Auto.“
— Martin Feistl | LOWA PRO Team
24 hours of freedom
Österreich Mitte November 2020 gelang Martin Feistl und Sven Brand im Valsertal, Österreich, die Erstbegehung der Route „24 hours of freedom“ (300m, M6, WI 4, X) an der Sagwand-Nordwand. Es handelt sich dabei um einen Direkteinstieg zur „Rampenführe“ und teilt sich einen kurzen Abschnitt mit der Winterversion des « Schiefen Risses », die 2013 von Hansjörg Auer, David Lama und Peter Ortner erstbegangen wurde.
Wenige Tage nach der ersten Wiederholung der Sagzahnverschneidung von David Lama und Peter Mühlberger kehrte Martin Feistl zusammen mit Sven Brand ins Valsertal zurück, um die Rampenführe, die 1925 von Josef Harold und Helmut Scharfetter als erste Route in der kalten Sagwand-Nordwand geklettert wurde, mit einem schwierigen Direktstart zu versehen.
Feistl und Brand glaubten zunächst, den ersten beiden Seillängen der Winterversion des « Schiefer Riss » zu folgen, die im März 2013 von Hansjörg Auer, David Lama und Peter Ortner mit einem Biwak erstmals bestiegen wurde. Sie stellten aber später fest, dass sie sich nur einen kurzen Abschnitt auf dem ersten Schneefeld teilten, bevor sie direkt weiter in Richtung « Rampenführe » aufstiegen. Die neue Variante ist 300 m hoch und fordert Schwierigkeiten bis M6, WI 4, X. Auf der « Rampenführe » kletterten Feistl und Brand weiter zum Gipfel, was insgesamt 950 m Aufstieg in 11 Stunden ergab. Wenige Tage später versuchte die Linie eine andere Seilschaft. Sie ließen bei ihrem Rückzug einige Haken und Keile vor Ort, entsprechend einfacher dürfte sich eine Wiederholung jetzt gestalten. Wie Martin all dies erlebt hat, erzählt er uns in seinem Bericht …
Eine Anspielung auf die Absurdität der Situation
Die neue Linie, ist die direkteste und auffälligste, die es in dieser 20/21-Saison gibt. Es ist eine große Ehre, die Esten zu sein, die eine solche direkte Linie an dieser legendären Wand klettern konnten. Gleichzeitig glaube ich, dass unsere Begehung den Einfluss zeigt, den die sozialen Medien nicht unbedingt auf ernsthafte Routen und Wände wie diese ausüben. Trotz unserer Berichte und der vielen anderen Veröffentlichungen über die legendäre Sagzahnverschneidung kurz vor dem Wochenende wurde diese Kingline nicht versucht. Generell hat es kaum eine Seilschaft über die normale Schrammacher-Diagonale hinausgeschafft.
Ich war mir sicher, dass diese offensichtliche Linie ziemlich bald nach unserer Wiederholung der Sagzahnverschneidung geklettert werden würde. Und das ist auch der Grund, warum wir es trotz der schlechten Wetterbedingungen jetzt versucht haben. Ich bin sicher, dass andere Seilschaften bei besseren Bedingungen viel schneller sein könnten. Für uns bleibt es aber ein immenses Abenteuer, so wie damals der Schiefe Riss für David Lama, Hansjörg Auer und Peter Ortner. Alles in allem überwiegt diese intensive Erfahrung über all den widrigen Bedingungen, die Schwierigkeiten und Entbehrungen, auf die wir auf dem Weg dorthin gestoßen sind.
Der Schuh
„Alles in allem überwiegt diese intensive Erfahrung über all den widrigen Bedingungen, die Schwierigkeiten und Entbehrungen, auf die wir auf dem Weg dorthin gestoßen sind.“